Farbmanagement-Branchentreff startet durch
Medienvorstufe Pressemitteilungen 20.07.2022
In sieben Themenblöcken berichteten ausschließlich Anwender über die Trendthemen Kundenerwartungen, moderne Workflows, Mehrfarbendruck, Proofing und digitaler Textildruck.
Session 1
Management von Kundenerwartungen: „Informierte Kunden treffen informierte Entscheidungen“
(Moderation: Rabea Paysen, X-Rite)
Session 1 des Farbmanagement Symposoiums 2022 über „Management von Kundenerwartungen“
Zum Auftakt der Veranstaltung stellte Jörg Krista (Alfred Kärcher) die Umsetzung der Markenfarbe „Kärcher-Gelb“ vor – samt aller Herausforderungen und Stolpersteine. Auf dem Weg zu „One Brand, one Colour“ war es nötig, die unterschiedlichen Bedruckstoffe und Druckprozesse zu charakterisieren und einen eigenen Kärcher-Standard zu etablieren.
Gefühlsbetont wurde es im Anschluss beim Vortrag von Daniel Almstedt (Mods Graphic Studio). Er machte deutlich: Die konkrete Farbausarbeitung ist das Ergebnis vorausgehender emotionaler Wünsche und Designabsichten der Kreativen.
Im Anschluss berichtete Stefan Meissner (Vistaprint), welche große Bedeutung ein flexibles Datenmodell für die Abbildung komplizierter Auftragstaschen hat. Er zeigte die Entwicklung von JDF (Job Definition Format) von einer Jobtaschenbeschreibung zu einer Schnittstellentechnologie auf. Er machte deutlich, dass es nicht auf die JDF – sondern die ICS-Komptabilität ankommt, also der konkreten Teilmenge an nötigen Details. Den Vortrag fasste er gemäß Wittgenstein zusammen: Die Grenzen des Datenmodells sind die Grenzen der Automatisierung.
Session 2
Moderne Farbworkflows
(Moderation: Chris Schowalter, EFI – Electronics for Imaging)
Oliver Schmitter (Christinger) eröffnete den Themenblock mit der Geschichte über die Entwicklung des Druckdienstleisters und den Herausforderungen bei Daten einheitlich aufzubereiten. Einer zentralen Datenaufbereitung steht insbesondere die Tatsache im Weg, dass jede Druckmaschine mit eigenem RIPs ausgeliefert wird – und dieser natürlich das beste Farbmanagement bereitstellt. Er machte deutlich, wie ihm die Zertifizierung gemäß ProzessStandard Digitaldruck (PSD) bei der Umsetzung hin zum einheitlichen Workflow unterstützte.
Florian Gröschl (Gugler Druck) zeigte im Anschluss, wie sehr ihnen der Umstieg von FOGRA47 auf FOGRA52 half, die Kundenreklamationen zu verringern und „einfach gut zu drucken“.
Volker Dollinger (Aumüller Druck) erklärte zum Schluss der Session, welchen Vorteil die Einführung von SCTV als moderne Methode der Tonwertkalibrierung hat. Dies nutzte er, um eine eigene Druckbedingung zu etablieren (FOGRA51, aber mit FM-Raster). Die Umhebung, d.h. die Datenkonvertierung, der FOGRA51-Kundendaten erfolgte mit einem DeviceLink-Profil. Am Ende waren sowohl Kunde als auch Drucker begeistert.
Session 3
Prozessübergreifender Mehrfarbendruck (ECG)
(Moderation: Dietmar Fuchs, ColorLogic)
Gehard Bley (Imagic Bildverarbeitung) und Eugen Stamm (Stoba Druck) bildeten den Auftakt des dritten Themenblocks. Sie berichteten von der Umsetzung eines farbprächtigen Kalenderprojekts des Fotografen Michael Lange. Dazu wurde eine eigene CMYKOGV-Druckbedingung etabliert und charakterisiert. Die brillante Umsetzung mittels Farbserver zeigten beide mit anschaulichem Muster vor Ort.
Im Anschluss beichtete Andreas Praß (All4Labels Global Packaging Group) von den bisherigen Schritten auf dem Ziel eines einheitlichen Farbstandards: über alle Standorte und Druckverfahren. Dies ist insbesondere dadurch erschwert, dass jeder Standort andere Voraussetzung an Software, Hardware und ebenfalls Brainware hat. Als Mittel zum Zweck dient der PSD, der prozessübergreifend auch für den Flexodruck anwendbar ist.
Andreas Kraushaar (Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien) berichtete nachfolgend, über den erfolglosen Versuch, die Separationsglattheit von ECG-Verläufen zu objektivieren. Dabei sollte eine zuvor konzipierte Idee durch farbpsychologisch bewertete Praxisdrucke entwickelt werden. Leider konnte keine Korrelation gefunden werden. Daher wurde vielmehr eine Liste an konkreten Handlungsempfehlungen für den modernen Mehrfarbendruck vorgestellt.
Session 4
Wie der Rolleninkjet den Werbe-, Verpackungs- und industriellen Druck umkrempelt
(Moderation: Arjen Goldschmidt, Canon)
In der letzten Session des Tages ging es um die disruptiven Änderungen des Single-Pass-Inkjetdrucks. Christian Sager (Druckerei Kyburz) begann den Themenblock mit seiner Suche nach der perfekten Maschine – samt 100% Inline-Lösung für die Mailingproduktion. Er nahm kein Blatt vor den Mund und überraschte dabei so machen Zulieferer – insbesondere dadurch, dass die Druckerei die Gesamtintegration verantwortet.
Michael Sukumaran (MKT) zeigte die Herausforderungen und die geforderten Qualitätsstandards im industriellen Druck von Kantenbändern – ein Bereich, der auch zunehmend durch den High-Speed-Inkjetdruck erobert wird. Hierbei erfolgt die Qualitätskontrolle noch überwiegend visuell und auf unter D65-Abmusterlicht.
Das Ende der vierten Session bildete Roye Dodds (Egger Group). Er berichtete von der gegenwärtig weitestgehenden Ausbaustufe der Druckbewertung: Messen im Bild. Hierbei wird das Druckmotiv – ohne Kontrollstreifen – während des digitalen Druckvorgangs gemessen, im RIP korrigiert und für die unmittelbare Ansteuerung des Fortdrucks verwendet.
Den passenden Abschluss des ersten Tages bildete die Keynote von Dimitris Mylonas (Northeastern University UK) während des geselligen Abends. Er spannte den Bogen von Aristoteles und den Farben des Regenbogens bis hin zur modernen Farbnamensforschung. Aktuelle Untersuchungen in mehreren Ländern zeigen interessanterweise, dass Frauen im Gegensatz zu Männern weniger bzw. fast gar nicht das Wort Cyan verwenden. Wie tief die Verwendung der Farbe mit den unterschiedlichen Sprachen verbunden ist, schilderte er an weiteren eindrücklichen Beispielen.
2. Symposiumstag
Session 5
CMYK, ECG, Spotcolor Proofing über „Offset-Standard“ hinaus
(Moderation: Jürgen Seitz, GMG)
Jan-Peter Homann (homann colormanagement) begann seinen Vortrag mit der Auflistung der Schwächen der aktuellen Designprogramme im Umgang mit dem Mehrfarbendruck und stellt einen praxisrelevanteren Vorschlag vor: Dabei handelt es sich um ein neues Farbprofil, das ausgehend von FOGRA39 den Farbumfang insbesondere im Orange, Grün und Blauviolett vergrößert. Er sucht Interessierte, dieses Profil in der Praxis zu testen. Mit einfachen, etablierten Möglichkeiten können zusätzlichen Farbbereiche modernen Mehrfarbendrucksystem genutzt werden.
Yohann Sabarly (SGS & Co) berichtete von der Multicolor Farbumsetzung wichtiger Markeninhaber von der Farbreferenz über den Proof bis hin zum Andruck. Dabei zeigte er die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der Kundendaten, die jeweils angepasste Proof-Strategien benötigen.
Den Abschluss des Themenblocks bildete Michael Guggemos (Nägele Digital Repro), der Flexodruckereien mit Druckformen (Klischees) bedient. Er berichtete von der ungleichen messtechnischen Ausstattung von Vorstufen und Druckereien. Als Fazit zeigte er Lösungsansätze auf, farbverbindliche Prüfdrucke für herausfordernde Bedruckstoffe wie Teebeutelpapier zu erstellen.
Session 6
Farbkommunikation im digitalen Textildruck
(Moderation: Gerard Buch, Inédit)
Über die Unterschiede zwischen der grafischen Produktion sowie der im konventionellen und digitalen Textdruck berichtete Joe Tschudi (Tschudi Software Technology). Dabei legte er den Schwerpunkt auf das Referenzieren, also der Spezifikation der Farbe mittels jeglicher digitaler und physischer Mittel – anhand D65. Andreas Kraushaar zeigte hierbei, welche weitere Materialcharakterisierung für die textile Farbdarstellung vom 2D zum 3D nötig ist.
Claas Bickeböller (Konica Minolta Sensing) sprang kurzfristig und dankenswerterweise für einen verhinderten Anwender ein. Er berichtete von modernen Methoden des Gamut-Mappings mit dem Fokus auf der Grauachse und den Papieren mit hohem Anteil optischer Aufheller. Diese Ergebnisse sind auch in Fogra Extra 42 nachzulesen.
Den Abschluss der sechsten Session bildete Georg Lutz (Junkers & Müllers) mit einem Plädoyer für ein Media Setting Exchange Format. Eine solche zentrale Erfassung wesentlicher Parameter der Druckansteuerung (PrintMode) würde den Herstellern von Materialien sowie den Anwendern deutlich Arbeit sparen: beginnend bei der Suche nach den passenden Einstellungen für das entsprechende Medium bis hin zur Beschleunigung der Erstellung des jeweiligen Medienprofils.
Session 7
Die Zukunft des Farbmanagements
(Moderation: Andreas Kraushaar, Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien)
Andreas Kraushaar berichtete von dem laufenden Projekt, moderne, ultramobile Farbmessgeräte näher zu untersuchen. Im Fokus dabei stehen die Möglichkeiten für Designer, Fotografen aber auch Handwerker, die Farbe mit einfacheren Tools genauer festzulegen.
Nach einer Kurzvorstellung der Aussteller erfolgte der Abschluss des Symposiums durch Jan Morovic (HP). Eine Stunde führte er das Publikum durch eine Online-Befragung mit unterhaltsamer Live-Auswertung. Im Mittelpunkt stand die Idee, aus dem einzelnen Wissen der Anwesenden gemeinsames Wissen zu generieren. Die Auswertung steht allen Teilnehmern als PDF-Datei zur Verfügung.
Tolle Aussichten also auf das Fogra-Farbmanagement-Symposium 2024, konkret am 21. und 22. Februar, wieder im Holiday Inn München City Centre.
Ein Bericht von Dr. Andreas Kraushaar.